Dienstag, 18. September 2007

Leichter Rauch überm Dach

Gestern wölbte sich dieser griechisch blaue Himmel über meine Spätsommergefühle, das Mittagessen nahmen wir unter dem Ahorn ein. Hoch über meiner Wehmut trug der frühere Dachdecker und heutige Allround-Handwerker Roland den alten, brüchigen Schornsteinkopf ab. Roland erzählte, dass es den Leuten früher gleichgültig war, wie ihr Haus aussah: Hauptsache, ein Dach überm Kopf, und dann im Kerzenlicht Karten gespielt. So ließ sich leben. Kein Gramm Gedanke zu viel.

Heute graue Regenstriche am Horizont. Roland bleibt zuhause. Die geborstenen Schornsteinreste liegen im Garten und es riecht rußig, nach längst verbranntem Holz. Nach einem Tag als gedankenloser Bauhelfer freue ich mich auf die Stille meines Arbeitszimmers. Ich spüre meine Körpermuskeln drücken und versuche den Faden des Sommers aufzunehmen.

„Ich lerne sehen. Ich weiß nicht, woran es liegt, es geht alles tiefer in mich ein und bleibt nicht an der Stelle stehen, wo es sonst immer zu Ende war. Ich habe ein Inneres, von dem ich nicht wusste. Alles geht jetzt dorthin. Ich weiß nicht, was dort geschieht.“ (Aus den Aufzeichnungen von Malte Laurids Brigge von Rainer Maria Rilke)

Ich sehe den Ahornbaum. Er wiegt sich vor meinen Augen im Wind. An manchen Stellen färbt er sich bereits tiefrot. Bald fallen seine unbeschriebenen Blätter zu Boden und legen sich Seite an Seite zu den vorher gegangenen Sommern.

Donnerstag, 13. September 2007

Nicht müde werden

Nicht müde werden
sondern dem Wunder
leise
wie einem Vogel
die Hand hinhalten.

Hilde Domin